Arthur Russell - Wanderer zwischen musikalischen Welten

// Urs Musfeld

Lange Zeit vergessen, sorgten die zahlreichen Wiederveröffentlichungen für eine Neuentdeckung des spät erkannten Musik-Genies Arthur Russell.

Geboren 1951 in Oskaloosa, Iowa zog der gelernte Cellist als 18-Jähriger nach San Francisco, lebte in einer buddhistischen Kommune, studierte klassische indische Musik und begleitete Allen Ginsberg bei dessen Lesungen. 1973 siedelte Arthur Russell nach New York über.

Er interessierte sich für die Avantgarde-Musik der Gegenwart, arbeitete mit Leuten wie Philipp Glass, Laurie Anderson oder David Byrne zusammen. Mitte der 70er-Jahre war Russell für die Programmgestaltung des «Kitchen», dem damaligen Treffunkt der Avantgarde aus Musik, Literatur und Tanz, zuständig. Er experimentierte mit Sequencern und Synthesizern und verstärkte sein Cello mit Gitarrenverstärkern.

Als Sänger und Songschreiber fühlte er sich in Folk und Country zuhause, als Produzent galt seine Liebe der Disco-Musik. Unter dem Pseudonym Loose Joints nahm er Dancefloor-Hymnen wie «Is it all over my face?» (1980), ein Lobgesang aufs männliche Ejakulat, oder «Tell you(today)» (1983) auf.

Arthur Russell wollte sich nicht festlegen. Als musikalischer Grenzgänger zwischen Avantgarde, zeitgenössischer Klassik, Elektro, Folk, Pop und Disco inspirierte er unzählige Musiker, dokumentiert u.a. auf dem Sampler «Master Mix: Red Hot +Arthur Russell» (2014), 26 Songs neu interpretiert von 26 Acts - darunter Sufjan Stevens, Hot Chip, Robyn und Devendra Banhart - oder im Filmportrait «Wild Combination» (2008).

Erst kürzlich erschien die neu digitalisierte Wiederveröffentlichung seiner lange Zeit verschollenen «Instrumentals» aus den Jahren 1975-1980, einem Werk der Pre-Disco-Phase, inspiriert von den Naturfotografien des buddhistischen Priesters Yuko Nonomura.

Arthur Russell verstarb 1992 im Alter von 40 Jahren an Aids.

Urs Musfeld

 Urs Musfeld

SRF «Sounds!»-Musikredaktor von 1980-2017, 
noch immer unterwegs in den unendlichen Weiten des Musik-Dschungels mit dem Ohr für das Besondere.

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